Sarah bewegte sich unruhig hin und her, auf dem Platz neben mir. Ich sah sie besorgt an. So hatte ich sie noch gar nicht erlebt. Aufgeregt und nervös. Fast schon verletzlich. Ich legte meine Hand unter dem Tisch auf ihren Oberschenkel und drückte leicht zu. Sie nahm einen tiefen Atemzug und verschränkte ihre Finger unauffällig mit meinen.
"Und wie kamst du dazu Cop zu werden?", fragte Arizona mit vollem Mund und tupfte sich die Lippen mit einer weißen Serviette ab.
Sarah schluckte das Stück Fleisch hastig runter, um zu antworten. "Meine Eltern waren beide Polizisten." Ihre Stimme zitterte etwas. Ihre Eltern waren ein heikles Thema, genauso wie bei mir. Das wusste ich. Also hob ich den Blick und warf Callie einen sagenden Blick zu, den sie auffing und mit einem leichten Schulterdrücken an Arizona weitergab, die daraufhin nickte. "Ich gehe gerne arbeiten. Manchmal ist es anstrengend und ich komme total müde wieder. Oder ich habe ein Date und muss aufeinmal los, um einen Täter zu fassen oder einen Mord untersuchen. Aber das kennt ihr ja." Zur Bestätigung gab Callie einen lauten Seufzer von sich und nickte. "Ich war jung als ich fertig war mit der Schule und bin sofort auf eine Akademie gegangen, um meinem Beruf nachzugehen."
"Bist du jetzt glücklich? Mit dem Job meine ich.", warf eine jüngere Stimme aufeinmal ein. Sofia war die ganze Zeit über ruhig gewesen.
Sarah nickte und ließ meine Hand los, um selber wieder etwas zu essen. Ich zog meine Finger beruhigt zurück, wissend, dass sie jetzt etwas lockerer war. "Ja, absolut."
Sofia nickte matt und sah dann zurück auf ihren Teller, um zu essen.
Das Essen verlief weiterhin ruhig. Ein bisschen Gerede zwischendurch. Callie und Arizona fragten nur einfache Sachen. Aber ich wusste, dass die ernsten Fragen erst später kamen. Und Sarah wohl auch.
Nachdem der Tisch abgedeckt und die Küche aufgeräumt war, stellte Callie eine Flasche Wein, drei Gläser und eine Flasche mit Orangensaft auf den Kaffeetisch. Sofia hatte sich entschieden, noch wach zu bleiben und da es niemanden störte, setzte sie sich auf den Sessel. Callie und Arizona machten es sich auf dem Sofa gemütlich und Sarah und mir blieb nichts anders übrig, als sich den zweiten Sessel zu teilen. Doch es machte mir kaum was aus, als sie sich auf meinen Schoß setzte. Ich legte meine Arme um sie und lehnte meinen Kopf an ihre Seite. Das erste Mal am Abend, entspannte ich mich.
Callie musste nach dem ersten Glas Wein ins Krankenhaus, da sie On-Call war. Sie verabschiedete sich mit einem breiten Lächeln und einem Kuss auf Sofias Wange, Arizonas Mund, mein Haar und ein Schulterdrücken für Sarah.
"Als ich Callie das erste Mal gesehen hab, lief mir das Wasser auch fast im Mund zusammen.", kicherte Arizona nach einigen Gläsern und fuhr sich mit der Hand durch die blonden Locken. Das Lächeln auf ihrem Gesicht war breit. Sie war kaum angetrunken, aber auch nicht mehr nüchtern. Doch ich konnte sagen, dass sie Sarah sehr gerne mochte.
Sarah lachte. "Verständlich."
"Ehw, Sarah. Meine Mama!", warf ich ein und warf ihr einen scharfen Blick zu. Sie saß inzwischen auf dem Sessel neben mir, da Sofia ins Bett gegangen war.
"Sorry.", flüsterte sie mit einem Augenzwinkern.
"Und was hast du gedacht, als du meine Tochter das erste Mal gesehen hast, Sarah?"
"Sie hatte dieses ziemlich kurze Kleid an, die Haare nach hinten gesteckt und diesen weißen Kittel drüber... Ich dachte erst sie wäre Professorin, aber dann hab ich sie an ihrem Handy gesehen. Ich glaube, wir haben uns ein bisschen zu lange angesehen, als sie aufgestanden ist, um mir die Hand zu schütteln."
"Und zu lange die Hand gehalten."
"Ja.", lachte Sarah, "Dann kam Callie."
Ich umarmte Arizona so fest es ging. Sie vergrub ihr Gesicht in meinen Haaren und strich mir mit den Fingern über den Rücken. "Ich bin glücklich, dass du glücklich bist, meine Süße.", sagte sie, "Sarah liebt dich. Und du sie offensichtlich auch. Ich wusste, dass du sie irgendwann mal finden würdest." Arizona grinste.
"Mom, das ist lange her."
"Nur fünf Jahre! Und jetzt steht sie draußen, auf der Terrasse. Deine Prinzessin."
"Ich war betrunken, Mom."
"Aber ist sie das nicht? Für dich? Eine Prinzessin?"
Ich nickte. "Irgendwie schon... Ich liebe sie wirklich sehr."
"Das weiß ich.", sagte Arizona leise und gab mir einen Kuss auf die Wange, "Schlaft gut." Mit einem Winken nach draußen, das Sarah schnell erwiderte, verabschiedete Arizona sich.
Ich zog mir meinen Mantel über und nahm Sarahs gleich mit. Mit einer leichten Handbewegung, öffnete ich die Türe nach draußen zur Terrasse und schloss sie wieder hinter mir. Das Licht innen war aus und nur der pure Sternenhimmel warf Licht. "Hier.", murmelte ich leise und öffnete Sarahs Mantel, damit sie ihre Arme hineinstecken konnte. Sie bedankte sich mit einem Kuss auf meine Wange, bevor sie meine Hand nahm und mich an sich zog.
"Das war ein schöner Abend. Ich mag deine Familie.", sagte sie, ihr Tonfall ehrlich und fröhlich. "Und ich glaube, meine Eltern hätten dich auch gemocht, sehr."
"Das hoffe ich.", hauchte ich und fuhr mit meinem Daumen über die Träne, die aus ihrem rechten Auge geflossen war. Danach ließ ich meine Arme unter ihrem Mantel verschwinden und verschränkte meine Arme hinter ihrem Rücken, drückte sie noch etwas näher an meinen Körper. Ich beugte mich nach vorn und legte meine Lippen sanft auf ihre. Sie schmeckte nach Wein und Tränen und
Sarah. Ihre Finger strichen sanft über meinen Kiefer und meinen Nacken. Fanden Halt in meinen Haaren, die sie sanft ergriff.
"Sie haben immer gesagt, dass sie mir nur das Beste wünschen. Wahre Liebe. Eine wunderschöne Frau mit reiner Seele und großem Herzen." Sarah legte ihre Stirn an meine. "Ich habe dich gefunden."
Ich biss mir auf die Unterlippe um nicht auf der Stelle zu weinen und küsste sie schnell und innig. "Ich liebe dich, Sarah.", murmelte ich in den Kuss hinein.
Ihre Lippen formten sich zu einem Lächeln. "Ich dich auch."